Die Sensorische Integrationstherapie (SI) nach Dr. A. Jean Ayres ist eines dieser Werkzeuge und aus dem Behandlungsspektrum der modernen Ergotherapie nicht wegzudenken.
Das Wissen um die Zusammenhänge der sensorischen Integrationsverarbeitung und Verhaltenssteuerung hilft uns im Verständnis für Verhalten und ergänzt unser Repertoire der Intervention. Die SI gehört zu den elementaren Behandlungsverfahren der Ergotherapie und ist mit zahlreichen neuen Assessments ICF-orientiert ausgezeichnet aufgestellt.
Die Sensorische Integrationstherapie ist
- Kind- und Familiengerecht
- Evidenz-Basiert
- Nachhaltig und wirksam
….. das bestätigt ihr übrigens auch die aktuelle Einschätzung des Qualitätszirkels der Dt. Kinderärzte (siehe Ausgabe 05/2018 „Kinderärztliche Praxis“). Nachstehend ein Auszug:
Indikationen
Die Behandlungsindikation zur sensorischen Integrationstherapie wird gestellt bei einer relevanten klinischen Symptomatik einschließlich Verhaltensauffälligkeiten oder bei Diagnosen, wie z.B. motorische Ungeschicklichkeit, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Lernstörungen oder Regulationsstörungen wenn sich durch: – klinische Beobachtungen im Alltag (z.B. in Kindergarten oder Schule), – gezielte Beobachtungen bei speziellen Aufgabenstellungen – und die oben genannten und bewerteten Tests bzw. Fragebögen, wie z.B. SP oder SPM, Hinweise auf sog. sensorische Verarbeitungsstörungen im Sinne einer sensorischen Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (SPD) ergeben.
Behandlungsziele und -techniken
Ayres ging davon aus, dass immer dann eine sensorische Integrationsleistung vorliegt, wenn auf eine Stimulation hin eine entsprechende Anpassungsreaktion erfolgt. Vorausgesetzt wird dabei, dass sich das Kind aktiv und selbstinitiierend mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Daher sollten in der Therapie durch adäquate Anreize einzelne Fertigkeiten und Funktionen verbessert und weitere Entwicklungsschritte eingeleitet werden. Die sensorischen Stimuli sollten sich auf die gesamte Hirnaktivität auswirken, so dass sensorische und neurologische Funktionen wechselnd aufeinander ein und zusammenwirken.
Unter dem Eindruck der neuen Erkenntnisse zur Verarbeitung sensorischer Informationen bzw. Signale bis hin zur eigentlichen Wahrnehmung wurde nicht nur das Konzept und die Nosologie „adaptiert“, sondern auch die Zielsetzung bei der therapeutischen Intervention.
Im Leitungsteam zum Thema Sensorische Integration des Deutschen Verbandes Ergotherapie (DVE) und von der GSID, die internationalen mit Fachgesellschaften und Arbeitsgruppen vor allem aus USA und 31 Australien kooperieren, wurden modifizierte Vorstellungen zur sensorischen Integrationstherapie entwickelt.
Es wurden in den letzten Jahren mehrere Artikel in der Verbandszeitschrift „Ergotherapie und Rehabilitation“ publiziert, die sich mit Theorie und Praxis auseinandersetzen (siehe Einleitung). Wie bei der Ergotherapie inzwischen allgemein akzeptiert, orientieren sich die Behandlungsziele an dem bio-psycho-sozialen Modell des ICF, bei dem auch Umweltfaktoren und die Teilhabe in Familie, Kindergarten, Schule oder peer-groups berücksichtigt werden.
Daher sind die Einwände gegen das Konzept der Sensorischen Integrationsstörungen auf Grund der prozessorientierten Zielsetzung bei der Sensorischen Integrationstherapie, die in der Stellungnahme der GNP von 2002 formuliert wurden, nicht mehr relevant. Es geht nicht mehr um funktionsbezogene Übungen zur Verbesserung der „neurophysiologischen Grundlage“, mit dem Ziel, die neurologische Integration zu fördern, sondern um die Verbesserung alltagsrelevanter Beeinträchtigungen mit dem Ziel, größtmögliche Selbstversorgung und Selbstständigkeit zu erreichen sowie die soziale Integration und Teilhabe zu unterstützen.
Die vollständige Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin finden Sie unter: www.dgspj.de/service/Stellungnahmen